
28 Feb. I love JF Kennedy …… Frankfurter Rede 1963 * Paulskirche
„…. Wir alle hier im Westen müssen treu zu unserer Überzeugung stehen, daß der Friede in Europa nie vollständig sein kann, solange nicht überall in Europa die Menschen in Frieden und Freiheit darüber befinden können, wie ihre Länder regiert werden sollen, und – ohne Bedrohung irgendeines Nachbars – die Wiedervereinigung mit ihren Landsleuten erwählen können.
Ich predige keine leichte Befreiung, und ich mache keine leeren Versprechungen. Meine Landsleute sind jedoch fest von dem Grundsatz überzeugt, daß alle Menschen frei sein sollen und alle freien Menschen Anspruch auf Entscheidungsfreiheit haben.
So wie wir ständig in der Hoffnung und zielstrebigen Erwartung neuer Freiheit nach dem Osten blicken, so müssen wir auch unsere Aufmerksamkeit – und zwar immer nachdrücklicher – auf unsere transatlantischen Bindungen richten.
Die Atlantische Gemeinschaft wird sicher nicht schon in Kürze zu einem einheitlichen, alles überwölbenden Überstaat werden. Aber praktische Schritte auf dem Weg zu einer entschiedeneren gemeinsamen Zielsetzung liegen durchaus im Bereich unserer Möglichkeiten. Je mehr wir unsere gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen und unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit in den drei erwähnten Bereichen intensivieren, werden sich zwangsläufig auch unsere politischen Bindungen festigen. Genauso wie Ihre gegenwärtigen Bemühungen um Einheit in Europa Europas Stimme im Zwiegespräch mit uns nachdrücklicher zur Geltung bringen werden, so kann unser gegenwärtiges Ringen um Freiheit und Wohlfahrt aller amerikanischen Bürger die Bedeutung unserer gemeinsamen historischen Zielsetzungen nur stärken. Die fernere Zukunft mag für uns alle vielleicht einen neuen großen Bund bereithalten. Doch hier und heute schon gibt es für jeden genug zu tun, um neue und dauerhafte Verbindungen zu schaffen.
Kurzum, die Worte des Thukydides sind eine Warnung, keine Voraussage. Wie die letzten 18 Jahre beweisen, sind wir sehr wohl imstande, un- sere Verteidigungssysteme auszubauen, unsere Volkswirtschaften zu festigen und unsere politischen Bindungen in guten wie in schlechten Tagen noch enger zu gestalten. Wir können mit jener Zuversicht weiter voranschreiten, die aus dem Erfolg erwächst, gepaart mit jenem Können, das die Erfahrung verleiht. Und auf unserem Weg wollen wir Mut aus der Gewißheit schöpfen, daß nicht nur Gefahr und Notwendigkeit, sondern ebenso auch Hoffnung und Zielstrebigkeit uns einen.
Denn wir wissen jetzt, daß Freiheit mehr bedeutet als Ablehnung der Tyrannei, daß Prosperität mehr bedeutet als Erlösung von der Not, daß Partnerschaft mehr bedeutet als Beteiligung an der Macht. All das sind in erster Linie große Menschheitsabenteuer. Sie müssen Sinn und Überzeugungskraft und Zielstrebigkeit haben, und weil das so ist – heute in Ihrem Land und in meinem und in allen Nationen des Bündnisses -, sind wir zu einer großen neuen Mission aufgerufen.
Es ist nicht allein eine Mission der Selbstverteidigung – denn sie ist ein Mittel, kein Endzweck. Es ist nicht eine Mission aus eigener Machtvollkommenheit, denn wir lehnen die Vorstellung ab, daß eine Nation eine andere bevormunden dürfe. Unsere Mission ist die Schaffung einer neuen Gesellschaftsordnung, die auf Freiheit und Gerechtigkeit fußt, wo der Mensch Herr seiner Geschicke, wo der Staat der Diener seiner Bürger ist und wo alle Männer und Frauen eines besseren Lebens für sich und ihre Kinder teilhaftig werden können.
Um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, müssen wir vor allem ei- ne Welt des Friedens erstreben – eine Welt, in der die Völker in gegenseitiger Achtung zusammen leben und in gegenseitiger Wertschätzung zusammen arbeiten, eine Welt, in der der Friede nicht mehr nur eine Pause zwischen zwei Kriegen ist, sondern den schöpferischen Kräften der Menschheit Auftrieb gibt. Wir werden einen solchen Frieden nicht heute finden, auch nicht morgen. Große, dräuende Hindernisse stehen der Erfüllung der Hoffnung im Wege. Dennoch muß das Ziel der Schaffung ei- ner friedlichen Welt – heute wie morgen – unsere Entscheidungen leiten und unser Wollen beflügeln.
Insofern sind wir alle Idealisten. Insofern sind wir alle Visionäre. Man soll dieser atlantischen Generation nicht nachsagen können, daß sie Ideale und Visionen der Vergangenheit und Zielstrebigkeit und Entschlußkraft ihren Widersachern überlassen habe. Wir haben bereits zu viel erreicht und zu große Opfer gebracht, um jetzt die Zukunft preiszugeben. Und wir sollten immer des Goetheworts eingedenk bleiben: „Dies ist der Weisheit letzter Schluß – Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muß.“
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