„Liebesbild“

Der Versuch, die Liebe zu begreifen, ist vermutlich so alt wie die Menschheit. Wissenschaftlich lässt sie sich nicht messen oder definieren. Sie entbehrt im Grunde jeglicher Logik, ist jedoch nicht einfach als irrational zu bezeichnen. Und auch die unzähligen „Liebeserklärungen“ in der Kunst lassen sich allenfalls auf Genre, Stil oder Epoche bezogen deuten, während die Deutung der Intention oder der Gefühle des Künstlers ebenso im Auge des Betrachters liegt wie die Liebe selbst. Doch auch wenn die Liebe für immer ein Mysterium für uns bleiben wird, so bietet die Eindeutigkeit der Symbolik uns eine Darstellung ihrer Kraft, die simpler kaum sein könnte: das Herz.

Zwei Bögen, gezeichnet mit einem Stift oder dem Finger, auf Papier, Sand oder einer beschlagenen Scheibe – es gibt kaum jemanden, der „sein Herz“ nicht schon auf diese Weise „verschenkt“ hat. Das Herz ist eins der meistverschickten Symbole in der modernen digitalen Kommunikation. Was man mit Worten und Taten vielleicht nicht eindeutig auszudrücken vermag, verkörpert das Herz, das trotz seiner Einfachheit eine unmissverständliche Deutlichkeit postuliert.

Um die Kraft von Symbolen, Zeichen und Bildern, die jenseits sozialer, kultureller oder altersbedingter Grenzen Emotionen wecken, geht es auch im Werk des Künstlers Mike Kuhlmann. Er selbst bezeichnet sein Schaffen als Kampagnenkunst. Eine seiner wichtigsten Kampagnen, wie er sagt, sind die Liebesbilder. Denn der Bilderzyklus, der vor 25 Jahren seinen Anfang nahm, macht deutlich: Die Liebe zu greifen, zu definieren, zu kategorisieren, zu erklären, mag unmöglich sein. Und das ist vermutlich auch gut so. Es genügt, sie zu erleben. Und beim Anblick eines der vollkommenen Herzen auf der Leinwand zu erkennen: Liebe ist… alles.

Text: Natalie Rosini

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